Ein Gespräch mit Attila Senkaya, Unternehmer und unter anderem Gründer der Kreativagentur “Good Life Crew”, über ein ungewöhnliches Hobby und die Fähigkeit, sich selbst neu zu erfinden.
Attila, stell dich doch am besten kurz selbst vor. Was machst du genau und was ist deine Verbindung zu TrueYou?
Als einer der Gründer und Geschäftsführer der Wiener Event- und Kreativagentur GOOD LIFE CREW, durfte ich gemeinsam mit meinem Team seit der Gründung vor sechs Jahren einen sehr spannenden und inspirierenden Weg gehen.
Wir haben es uns anfänglich zur Aufgabe gemacht, GOOD LIFE und Schabernack zu verbreiten. Aus dieser Kernidee ist dann unsere Agentur entstanden. Jeder hat natürlich eine eigene Definition von GOOD LIFE. Für mich zum Beispiel bedeutet GOOD LIFE vor allem, das Beste aus jeder Situation zu machen und den Moment zu genießen.
Viele Menschen wollen ihre Zukunft ändern, wobei sie vergessen, dass das einzige was sie ändern können, die Gegenwart ist. Deswegen ist es mir persönlich sehr wichtig, das Hier und Jetzt zu genießen. Diese Einstellung hilft mir auch oft in meinem Business Entscheidungen und öffnet mir zur richtigen Zeit die richtigen Türen.
So habe ich zum Beispiel auch vor wenigen Jahren Ilja von TrueYou kennengelernt. Nachdem wir uns auf Anhieb super verstanden haben und schnell gute Freunde wurden, war die Zusammenarbeit auf Business Ebene eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. Die gute Voraussetzung neben dem, dass wir uns sehr gut verstehen ist auch die Tatsache, dass wir uns in unseren Skills perfekt ergänzen und stärken, und trotzdem ein sehr ähnliches Mind Setting haben.
So sind nach und nach unterschiedliche Projekte entstanden, zum Beispiel unsere Werbeagentur FOLLOW AUSTRIA und FITNESS FESTIVAL VIENNA, was wir gemeinsam mit TrueYou-Mitglied Pedram auf die Beine gestellt haben. Und ich bin mir sehr sicher, dass in Zukunft auch weitere gemeinsame Projekte anstehen werden.
Du hast ja ein eher außergewöhnliches Hobby: Backpack-Travelling. Wie lange machst du das schon und wie bist du auf diese Art des Reisens gestoßen?
Ich nütze das gleich mal als Gelegenheit, um mich bei meinen 2 Freunden Roman und Stani zu bedanken, die mich vor 2 Jahren mehr oder weniger überredet haben mit nach Indien zu fliegen. Am Anfang hatte ich ein etwas mulmiges Gefühl, weil ich bislang nur Strand und Partyurlaube gewohnt war, wo bereits vor dem Abflug der gesamte Urlaub Großteils durchgeplant war.
Eine Backpacker Reise ist von Anfang an komplett anders: Man packt einen Rucksack, keinen Koffer. Man schläft in Hostels nicht in Hotels. Man weiß nicht in welcher Stadt man in zwei Tagen ist und wo man dort übernachten wird bis kurz davor. Was jetzt negativ klingen mag ist in Wirklichkeit eine wunderbare Erfahrung und seit meiner Indien Reise bin ich ein großer Fan von Backpacker Reisen.
Wie sehr hat dir der Umstieg von luxuriösen Hotels zu Hostels zu schaffen gemacht?
Mir ist aufgefallen, dass Hostels in meinem Bekanntenkreis kein gutes Ansehen haben. Ein paar meiner Freunde denken dabei an schäbige Unterkünfte, wo das Abflusswasser von der Decke tropft (lacht). In Wirklichkeit war ich bisher nur in wunderschönen, fast paradiesischen Hostels.
So gut wie jedes Hostel hatte bislang große Gemeinschaftsbereiche und in warmen Ländern wie in Mittelamerika sieht das Ganze oft so aus, dass du auf der Dachterrasse in der Hängematte zwischen Palmen liegst und mit deiner Kokosnuss in der Hand über die Bananenplantage bis hin zum Sonnenuntergang am Meer schaust. Und am Nachbartisch stößt eine Gruppe Gleichgesinnter in Bikinis und Badehosen mit Bier und Cocktails an. Ein echter Traum!
Was sind deine fünf wichtigsten Tipps für alle, die jetzt Lust auf Backpack-Travelling bekommen haben?
- Meine meist verwendete App während einem Backpacker Trip ist AUDIBLE. Für alle die die App nicht kennen: Bei Audible handelt es sich um einen Hörbuch Store von Amazon. Außerdem kann ich Blinkist empfehlen. Das ist eine App, die diverse Bücher in 15 Min. als Hörbuch zusammenfasst. Ich persönlich bevorzuge im Urlaub Hörbücher anstelle von gedruckten Büchern, weil man sie vielseitiger einsetzen kann. Zum Beispiel beim Wandern, oder während einer Busfahrt, ohne dass mir schwindelig wird beim Lesen (lacht). Aber das kann jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall bevorzuge ich vor allem Persönlichkeitsentwickelnde Hörbücher oder Romane mit Weisheiten, wie diverse Bücher von Paulo Coelho. (Hör-)bücher sind ein wesentlicher Bestandteil meiner persönlichen Neufindung.
- Der beste Freund jedes Backpackers ist die App Hostelworld. Damit kannst du schnell und unkompliziert Hostel Buchungen on the go am Handy durchführen.
- Ich kaufe mir auf oldschool vor jeder Reise immer einen Reiseführer, um mir vor allem während der Reise, also am Flughafen oder während Busfahrten, einen Überblick zu verschaffen und mich über das Land näher zu informieren. Ich persönlich fand z.B. die Geschichte Kubas rund um Che (Guevara, Anm.) und (Fidel, Anm.) Castro, aber auch die Zeit davor aus politischer und wirtschaftlicher Sicht unglaublich spannend.
- Beim Packen kann man tatsächlich vieles richtig machen und sich Chaos ersparen. Die Methode die sich bei mir am besten bewährt hat: Ich rolle alle Kleidungsstücke ein und gebe gleiche Arten von Kleidungsstücken in ein Sackerl. Zum Beispiel gebe ich alle T- Shirts jeweils eingerollt in ein Sackerl, alle Hosen jeweils eingerollt in ein anderes Sackerl und so weiter. Dann habe ich meinem Rucksack eine Ordnung und muss immer nur das gewünschte Sackerl rausnehmen. Und dadurch, dass die Kleidungsstücke eingerollt sind wie Zylinder sind sie viel unkomplizierter rauszunehmen, als wenn sie gefaltet übereinander liegen würden. Glaub mir, das erspart sehr viel suchen und Chaos 🙂
- Nichts tun! Es ist echt nicht so einfach nichts zu tun, und vor allem Gedanken abzuschalten. Aber wenn man es mit ein paar Tricks schafft, fühlt man sich nachher gleich viel frischer. Es ist ok mal für ein paar Stunden einfach nur in der Hängematte zu liegen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Das Nichts Tun bewirkt nämlich, dass man das, was man tut, besser macht!
Alles klar, vielen Dank für die nützlichen Tipps! Aber was ist das Besondere am Backpack Travelling? Warum ist das deine liebste Art zu reisen?
Das kann ich mit einem schönen Zitat recht gut beantworten: „At the end of your comfort zone, really good s**t happens!“
Ich muss aber sagen, dass es sich erst von Mal zu Mal zu meiner liebsten Art entwickelt hat. Dank meinem Freund Stani, der mich dazu verleitet hat immer mehr persönliche Grenzen zu überschreiten, habe ich mittlerweile viel unkompliziertere Bedürfnisse, als am Anfang.
Die ersten Male war mein Kompromiss bei so einem Urlaub, dass ich im Hostel zumindest ein Privatzimmer mit Klimaanlage möchte, da ich ein unwohles Gefühl dabei hatte, mit Fremden Menschen in einem Raum zu schlafen.
Mittlerweile liebe ich es, in Dorms zu übernachten. Dorms sind Gemeinschaftsräume, in denen 4-14 fremde Personen gemeinsam, oft in Stockbetten schlafen. Letztens habe ich mich sogar selbst dabei ertappt, wie ich lieber ein Dorm gebucht habe, als ein Privatzimmer. Und das, obwohl das Privatzimmer nur 2€ mehr gekostet hätte. Und an Ventilatoren statt Klimaanlage gewöhnt man sich auch schnell.
Abgesehen davon, dass ich das Zimmer sowieso nur zum Schlafen brauche, da man zum Relaxen und chillen durch die anderen Gemeinschaftsräume genug gemütliche Ausweichmöglichkeiten hat, ist es eine wunderbare Möglichkeit Leute kennenzulernen. Aber es gibt noch andere Vorteile!
Und die wären?
Der schöne Nebeneffekt, wenn man über seinen Schatten springt und bereit für Dorms ist, ist der, dass man sich wirklich viel Geld erspart und trotzdem auf nichts verzichtet. Für 2 Wochen in einem HOTEL um 50€ pro Person und Nacht zahlst du 700€. In einem 10€ p.P./Nacht HOSTEL zahlst du 140€ und ersparst dir somit 560€.
Außerdem sind Hostels oft sogar schöner und sauberer als manche Hotels und bieten leichte Kontaktmöglichkeit zu Gleichgesinnten. Die meisten Hostelgäste sind zwischen 20-30 Jahre alt. Bei meinem letzten Urlaub in Guatemala in der Küstenstadt Monterrico habe ich für 1 Woche im Hostel direkt am Strand und täglichen guten und reichlichen Mahlzeiten 83€ gezahlt 🙂 Den Preis findet in keinem Hotel, das nur annähernd eine gleiche Qualität hat!
Was spricht noch für das Backpack-Travelling? Würdest du sagen, Backpacker legen eine andere Lebenseinstellung an den Tag?
Ja, auf jeden Fall! Generell ist die Mentalität bei Backpackern sehr offen und kontaktfreudig. Mit einem „Hey, where are you from?“ ist man sehr schnell in einem ungezwungenen Gespräch. Es kommt auch oft genug vor, dass man sich so gut versteht, dass man ein paar Destinationen gemeinsam bereist. Manchmal entstehen sogar richtige Freundschaften, mit denen man auf Social Media in Kontakt bleibt.
Das Schöne am Backpacken ist auch, dass man nicht an einem Fleck bleibt, sondern so viele Destinationen anvisiert, wie man möchte. Dadurch lernt man viele Leute kennen und man weiß nie, was sich entwickelt. In El Salvador haben wir zum Beispiel einen Holländer kennengelernt, der uns bei der Rückreise in seinem Apartment in Amsterdam übernachten lies, während er noch auf Urlaub war.
Und der große Vorteil daran, dass man nicht schon alles vor dem Abflug plant und bucht, ist der, dass man sich vor Ort Ideen und Infos von Backpackern einholen kann, die bereits vor Ort sind oder waren.
Würdest du sagen, dass die Philosophie von TrueYou, sich stetig neu zu erfinden durch Backpacktravelling wiedergespiegelt wird, bzw. diese Art des Reisens die Selbstfindung fördert? Wenn ja, inwiefern?
Ich verreise bis zu 10-mal im Jahr, wovon 3-5 Fernreisen sind. Ich habe für mich erkannt, dass meine Reisen meine größten Inspirationen, Ideen und Motivationen hervorholen. Die besten Business Ideen, die ich bislang hatte, bekam ich NICHT im Office, oder während ich aktiv gearbeitet habe, sondern wo ich von außen betrachtet faul am Strand, auf der Wiese oder in der Hängematte gelegen bin. Außerdem ist es für mich die beste Möglichkeit mich neu zu erfinden und weiterzuentwickeln. Ich nehme immer 2 Sachen mit aus dem Urlaub:
- Ein Andenken und
- Mindestens eine persönliche Weisheit bzw. einen persönlcihen Fortschritt.
Das beste Beispiel dafür ist wahrscheinlich unsere Hauptagentur GOOD LIFE CREW! Dessen Kernidee ist tatsächlich im Dezember 2012 am Strand in Hurghada, Ägypten, entstanden ist. Heute beschäftigen wir 12 Mitarbeiter und etliche Freelancer und fühlen uns in der heimischen Event- und Kreativszene sehr wohl.
Aber auch die Reise nach Indien war unglaublich wertvoll für mich. Du steigst in den Flieger in Wien und kommst gefühlte 500 Jahre zurück in Delhi an. Überall Tuktuks, Kühe, Menschen, die auf den Straßen ein Nickerchen halten und ihre Notdurft verrichten und gehupt wird sowieso alle 3 Sekunden – 24h am Tag.
Verändert Backpack-Travelling den Menschen, oder seine Einstellung in gewissen Lebenssituationen?
Ich kann selbstverständlich nicht für alle sprechen, aber mich hat es sehr geprägt! Auch wenn ich von Grund auf glaube, dass ich ein äußerst gelassener und positiv denkender Mensch bin, ist mir nach meiner Indien Reise nochmal klargeworden, dass unsere alltäglichen Probleme WIRKLICH keine Probleme sind!
Leuten, die das Bedürfnis haben auf der WIENER LINIEN Facebook Seite eine Beschwerdenachricht zu schreiben, weil ihre Straßenbahn wieder mal 10 Minuten zu spät gekommen ist, würde ich solch eine Reise wirklich sehr ans Herz legen. Wenn sich jemand über Belangloses aufregt, höre ich mittlerweile nicht mehr hin.
Ein Tipp, den ich gerne noch allen Backpackern mitgeben würde: Alleine Reisen! Das ist eine sehr wertvolle und unbezahlbare Erfahrung. Man lernt sich selber noch besser kennen und hat genug Zeit, um zu reflektieren und sich weiterentwickeln. Und wenn man wieder Lust auf Gesellschaft hat, ist man mit einem „Hey, where are you from?“ wieder schnell in einem Gespräch.
Was verbindest du mit der Marke TrueYou?
Ganz klar die vier Persönlichkeiten dahinter. Pedram, Ilja, Roli und Rene, die sich als Team perfekt ergänzen und sich gegenseitig bereichern. Auch wenn TrueYou als Modelabel gestartet hat, ist es heute viel mehr, vor allem aufgrund der Ideen und Inspirationen der vier Persönlichkeiten.
Jeder, der die vier kennt, weiß, dass sie voll und ganz hinter der Marke stehen und stets dafür streben, in neue Geschäftsfelder zu tauchen und bestehende zu festigen. Ich bin sehr froh, dass wir neben unserer wertvollen Freundschaft auch sehr eng zusammenarbeiten und uns gegenseitig hochschaukeln. Ich bin schon sehr gespannt, was sich die Boys in Zukunft alles einfallen lassen, aber meistens weiß ich eh immer als 1. Bescheid!
Atilla Senkaya, Gründer und Geschäftsführer der Wiener Kreativagentur „GOOD LIFE CREW“ im Interview mit TrueYou über seine Möglichkeit sich selbst neu zu erfinden.